Die über der Eingangstür eingemeißelte Jahreszahl „1798“ kündet vom Baujahr des schmucken Bauernhauses. Doch der Hof ist schon um einiges älter. Was in der heutigen Zeit schon eher als Ausnahme gilt, ist auf dem Bauernhof der Familie Nerreter seit Jahrhunderten die Regel. Damals wie heute ist der Hof ein Familienbetrieb, der von drei unter einem Dach lebenden Generationen, den Eheleuten Hermann und Barbara Nerreter mit ihren drei Kindern und den Großeltern bewirtschaftet wird.
Wie ein traditionell geführter Landwirtschaftsbetrieb den Agrarstrukturwandel entgegen dem Trend des Bauernhof-Sterbens bewältigt, konnte sich die SPD-Fraktion Schwanstetten zusammen mit Bürgermeister Robert Pfann bei einem Besuch auf dem Hof Nerreter in Mittelhembach überzeugen.
Die Betriebsführung erfolgt auf zwei Schienen. Neben der Milchvieh- und Außenwirtschaft gewinnt die Direktvermarktung von selbsterzeugtem und in der Region produzierten Lebensmitteln immer mehr an Bedeutung. Klare Aufgabenteilung prägt das tägliche Arbeitsleben. Landwirt Hermann Nerreter kümmert sich um das Vieh und die Bewirtschaftung von Wald und Flur.
Tatkräftige Unterstützung erfährt er von seinem Vater Stefan, der ihm mit seinen rüstigen 88 Jahren insbesondere bei Stallarbeiten immer noch zur Seite steht. Auch bei Waldarbeiten und in der Spargelzeit lässt es sich der „Unruheständler“, der in der Gemeinde auch als Feldgeschworener ehrenamtlich tätig ist, nicht nehmen mitzuhelfen.
Der Verkauf von Spargel, Gemüse und Salat für den Hofladen liegt in der alleinigen Verantwortung von Ehefrau Barbara. Auf dem Hof gilt es bis zu 50 Rinder und mehrere Hundert Hühner und Gänse zu versorgen. Gerade letztere finden in der Freilaufhaltung und im „Gänsegarten“ natürliche und artgerechte Bedingungen vor. Großer Wert wird dabei darauf gelegt, dass nur gentechnikfreie Erzeugnisse an die Tiere verfüttert werden.
Und die steigenden Kosten sind es, die laut Hermann Nerreter unter anderem der Landwirtschaft große Probleme bereiten. Schon seit Jahren halten die Erlöse aus dem Verkauf der Erzeugnisse nicht mit den steigenden Futter- und Energiepreisen Schritt.
Um den Kostendruck zu begegnen, schließen sich er und weitere Landwirte aus der Ortschaft beim Kauf von größeren Landmaschinengeräten regelmäßig zusammen. In der Gemeinschaft verteilen sich die hohen Anschaffungskosten auf mehrere Schultern und die Nutzung der Maschinen untereinander klappt reibungslos. Auch in energetischer Hinsicht wird bei Einsatz einer Hackschnitzelanlage mit Wärmepumpe zur Beheizung des Wohnhauses ein umweltbewusstes Augenmerk gelegt.
Sichtlich voller Stolz spricht Ehefrau Barbara von ihrem biologischen Anbau in ihrem großen „Garten“. Neben Gemüse und Spargel werden vier verschiedene Kartoffelsorten angebaut. Ihre Kunden wissen die Frische und Qualität der angebotenen Produkte sehr zu schätzen. Doch im Hofladen steht nicht nur der Verkauf von Bio-Lebensmitteln im Vordergrund, sondern er ist für viele Kunden auch ein gerne wahrgenommener sozialer Treffpunkt zum Plaudern.
Mit einem kleinen Präsent in Form von „Nervennahrung“ dankten der Bürgermeister und die SPD Marktgemeinderäte für die Betriebsführung und den interessanten Informationen über die Landwirtschaft.
Robert Pfann