Ein Patient namens „Pflege“ - Diskussion der SPD-Senioren zur Situation im Landkreis Roth–Unterschriften

Um Unterstützung des laufenden Volksbegehrens „Stoppt den Pflegenotstand“ wurde bei einerthematisch angelehnten Podiumsdiskussion der SPD-Senioren geworben. Foto: SPD

27. September 2018

Artikel aus Nürnberger Zeitung

„Stoppt den Pflegenotstand an Bayerns Krankenhäusern“. Für dieses überparteilich getragene Volksbegehren hatten die Senioren der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus schon beim Landkreis-Seniorentag Unterstützer geworben. Jetzt verknüpften sie die Unterschriftenaktion mit einer Podiumsdiskussion zur Pflegesituation im Landkreis Roth.

ROTH — Zunehmende Arbeitsverdichtung,kürzere Verweildauern der Patienten,steigende Qualitäts- und Hygienestandards,wachsender Bürokratie-Aufwand. Für die stellvertretende Pflegedienstleiterin der Rother Kreisklinik, Bettina Honeiser,ist die Arbeitssituation ihrer KollegInnen längst nicht mehr tragbar. Das zunehmende Pensum und die mit dem Pflegeberuf oft einhergehenden Gesundheitsrisiken sah sie als Grund für den hohen Grad an Teilzeitbeschäftigten im pflegerischen Bereich: „Viele schaffen es psychisch und physisch einfach nicht, mehr zu arbeiten“. Mit dem partei- und verbandsübergreifenden Volksbegehren rannten die Initiatoren bei ihr daher offene Türen ein. Als Ursache für den steigenden Druck auf die Beschäftigten sah der SPD-Bezirkstagskandidat Sven Ehrhardt die gängige Abrechnung über Fallpauschalen sowie die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens. „Gesundheit und Pflege dürfen keine Produkte für den freien Markt sein“, forderte der beim Awo-Kreisverband Mittelfranken-Süd beschäftigte Referent einen „Systemwechsel“. Verbesserte und bundeseinheitlich fest definierte Personalschlüssel würden für mehr helfende Hände auf den Stationen sowohl in Krankenhäusern wie auch Pflegeeinrichtungen sorgen und dem Personal mehr Zeit für die Betreuung des Einzelnen verschaffen. Ein einheitlicher Sozialtarifvertrag könne eine brancheneinheitliche und faire Bezahlung der Beschäftigten im stationären als auch ambulanten Bereich garantieren, griff der SPD Kreisvorsitzende eine Forderung aus dem aktuellen Wahlprogramm seiner Partei auf. Allerdings dürften die Verbesserungen beider Personalausstattung sowie deren Bezahlung nicht auf dem „Rückender Eigenanteile der Angehörigen“ passieren. „Denn schon heute muss bei vielen der Bezirk als überörtlicher Sozialhilfeträger einspringen“, so der SPD-Bezirkskandidat. Als Lösung brachte Ehrhardt das Modell einer „echten“ Pflege-Teilkaskoversicherung ein, bei der die Angehörigen lediglich feste Eigenanteile zu tragen hätten. Der Leiter des Rother Pflegestützpunktes,Gerhard Kunz,erinnerte daran, dass der Löwenanteil der Pflege noch immer in der häuslichen Gemeinschaft liege. Die Angehörigen entsprechend zu unterstützen,zu beraten und zu schulen sei Aufgabe der Fachstelle für pflegende Angehörige: „Egal ob in unseren Büroräumlichkeiten,per Telefon oder in einer Beratung zu Hause, oft kennen die Betroffenen gar nicht alle Angebote und Finanzierungsmöglichkeiten“. Immer größere Probleme erfahren die Angehörigen jedoch angesichts der aktuellen Vollbelegung aller regionalen Häuser bei der Suche nach stationären Pflegeplätzen. „Besonders dramatisch ist die Situation bei Kurzzeitpflegeplätzen“, begrüßte Kunz daher die Initiative der Staatsregierung, die Schaffung entsprechender Angebote zu fördern. Im Zuge der anschließenden Diskussion forderte SPD-Landtagskandidat Marcel Schneider mehr gesellschaftliche Anerkennung für die Pflegenden. Der Moderator des Abends, Dr. Axel Zessin, pflichtete ihm bei und warb abschließend noch einmal um Unterstützung des laufenden Volksbegehrens.

rhv Copyright (c) 2018 Verlag Nuernberger Presse, Ausgabe 22/09/2018

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